Physiotherapie nach dem Bobath-Konzept ist ein umfassender Therapieansatz für Menschen mit Einschränkungen der Selbstständigkeit aufgrund neurologischer Erkrankungen, zum Beispiel Multipler Sklerose, einem Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma (Verletzung des Schädels und/oder des Gehirns).
Wenn das Nervensystem erkrankt ist, können unterschiedliche Funktionen der Bewegungskontrolle beeinträchtigt sein: Lähmungen von willkürlichen Bewegungen und Beeinträchtigungen der Haltungskontrolle, Steifigkeit, Spastizität, und Schwierigkeiten, Reize aus der Umwelt richtig zu verarbeiten. Auch das Körperschema (die Vorstellung vom eigenen Körper hinsichtlich seiner räumlichen Ausdehnung und Lage im Raum) kann sich verändern.
Wie ist eine Behandlung mit einer Bobath-Therapie aufgebaut?
Die Verbesserung der Selbstständigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens steht im Vordergrund der Bobath-Therapie. Dementsprechend gestaltet sich die Therapie. Die Bobath-Therapeuten untersuchen die für Alltagsbewegungen notwendigen Bewegungsfunktionen und erarbeiten oder optimieren dann mit den Patienten zusammen wichtige Handlungen und die dafür notwendigen Bewegungen. Es werden nicht nur die Tätigkeiten geübt, die eine Person nicht (mehr) ausführen kann. Mit der Therapie soll auch eine Verbesserung der beeinträchtigten Körperfunktionen erreicht werden.
Abhängig von Problemen, Möglichkeiten und Lebensbedingungen wird mit dem Patienten ein individueller Behandlungsplan erstellt, der das Erlernen der zu diesem Zeitpunkt optimalen Bewegungsstrategie und ein Training umfasst.
Die Vorgehensweise in der Bobath-Therapie verfolgt grundlegende Prinzipien:
A: Problemlösend und ressourcenorientiert: Es werden Bewegungsstrategien erarbeitet, die Patienten helfen, den Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen und die vorhandenen Ressourcen der gelähmten Körperseite zu verbessern und zu nutzen.
B: Lernen braucht Training: Dafür werden Trainingspläne und Eigentrainingsaktivitäten erarbeitet sowie insbesondere Alltagstätigkeiten als Training genutzt.
C: Interaktiv-dialogisch: Die Patienten sind nicht nur Ausführende eines vom Therapeuten angefertigten Behandlungsplans, sondern werden darin unterstützt, sich mit ihren vorhandenen Fähigkeiten und Defiziten auseinanderzusetzen. Lösungswege werden gemeinsam erarbeitet.
Zusätzlich zum motorischen Training (Training von Bewegungsabläufen) wird daran gearbeitet, das Körperschema (die innere Vorstellung eines Menschen über sein Bewegungskönnen) zu verbessern. Dieses passt sich an die regelmäßig durchgeführte Bewegungsausführung an. Wenn in der gelähmten Körperseite Ressourcen vorhanden sind, die nicht genutzt werden, muss sich auch das Körperschema verändern, damit diese Möglichkeiten im Alltag genutzt werden können.
Ein Bobath-Therapeut nutzt außerdem die spezielle Technik der Fazilitation (gezielte Stimulation des Patienten, um Körperwahrnehmung und -funktionen zu fördern), um Bewegungsressourcen, die nicht genutzt werden, zu finden und dem Patienten wieder zugänglich zu machen.
Zwei konkrete Beispiele:
Die Therapie zielt beispielsweise darauf, dass ein Patient lernt, eine Straße erfolgreich und sicher zu überqueren und dies mit so guter Gleichgewichtskontrolle und so effizienter Bewegung wie möglich zu tun.
Es geht nicht nur darum, sich allein zu waschen oder anzuziehen, sondern die Ressourcen eines gelähmten Arms in die Tätigkeit einzubinden.
Wie erhalte ich eine Verordnung für eine Bobath-Therapie?
Der behandelnde Arzt, z. B. Hausarzt oder Neurologe, stellt die Diagnose und verordnet dann das Heilmittel KG ZNS (Krankengymnastik zur Behandlung von zentralen Bewegungsstörungen) über eine Heilmittelverordnung. Das Bobath-Konzept ist dabei eine Behandlungsmethode bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Wer kann eine Bobath-Therapie durchführen?
Physiotherapeuten erwerben Grundwissen der Bobath-Therapie in ihrer Ausbildung. Zudem setzt ein optimales Behandlungsergebnis eine spezielle Fortbildung voraus. Der Kurs schließt mit einem Zertifikat ab.
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